Freundeskreis Indienhilfe e.V.

Aktuelles

ein Bericht von Fritz Hägele

Feierliche Einweihung DES Zentrums für Geistige Erwachsene in GOPAVARAM

Am 19.12.2020 wurde unser neu erbautes Zentrum für 100 geistig behinderte Erwachsene eingeweiht.
Nach der gemeinsamen Messe, an der die Gäste, Ordensschwestern, Mitarbeiter und alle Behindertete in Gopavaram teilnahmen,
nahm Bischof Anthony Poola (Bischof der Diözese Kurnool und neu ernannter Erzbischof von Hyderabad) die Weihe und die Eröffnung des Gebäudes vor.

Ausschnitte vom Gottesdienst, Ehrung der Gäste und die Einweihungsfeierlichkeiten können Sie im aktuellen Film ansehen (rechte Seite). Kurz vor dem Ende des Films hält Pfarrer Marreddy eine engagierte Rede, wobei er auch sich bei unserem Freudeskreis für die finanzielle Unterstützung dieses Projektes bedankt. Danach sieht man noch in die Gänge und Räume hinein. 

Vor 28 Jahren begannen wir in Gopavaram mit einer Schule und einem Internat für Geistig Behinderte.
Die Kinder von damals sind in der Zwischenzeit erwachsen. Hier werden sie nun in Vierergruppen mit jeweils einem Betreuer wohnen. Wir werden unsere Behindertenwerkstatt so ausbauen, dass jeder der arbeiten kann, hier einen Platz findet. Es ist angedacht, dass die Behinderten hier bis an ihr Lebensende bleiben können.

Das Neue Gebäude

ein Bericht von Fritz Hägele

Corona Pandemie in Indien

Mit einer zeitlichen Verzögerung von etwa zwei Wochen zu Deutschland hat das SARS-CoV-2 Virus Indien mit voller Wucht erreicht. Von der Verkündigung bis zum Inkrafttreten des „Lockdown“ waren es nur viereinhalb Stunden, in denen sich 1,3 Milliarden Menschen mit Lebensmitteln, Medikamenten und sauberem Trinkwasser eindecken konnten! Das gab in den Supermärkten ein dichtes Gedränge, bei dem sich viele Menschen mit dem Virus ansteckten.

Durch den rigorosen „Shutdown“ wurden Millionen von Menschen schlagartig arbeitslos. Rund drei Viertel der Gesamtbevölkerung  von 1,3 Milliarden, die als Tagelöhner, Straßenverkäufer, Näherinnen oder Rikschafahrer ihren Lebensunterhalt verdienten, standen auf einmal vor dem Nichts und wussten nicht mehr, wie sie sie sich und ihre Familien ernähren sollten. Hunderttausende arbeitslose Wanderarbeiter strandeten in den Peripherien der großen Städte und versuchten nach Hause in ihre Heimatdörfer zu kommen, weil sie glaubten, dort eher überleben zu können. Da keine Züge und Busse mehr verkehrten, mussten sie oft Hunderte von Kilometern zu Fuß bei sengender Hitze, unzureichender Ernährung und unzureichendem oder fehlendem Schuhwerk zurücklegen. Viele brachten dabei den Virus von den Städten in die Dörfer.

Zwei Wochen gab es eine totale Ausgangssperre. Niemand dufte das Haus verlassen, auch nicht zum Einkaufen von Lebensmitteln. Danach wurde das wenigstens erlaubt. Aber die armen Familien hatten kein Geld mehr, um Lebensmittel zu kaufen.

So begannen wir mit unserer Aktion „Überlebenspakete“.

Marreddy und sein Team fanden Supermärkte (in der Zwischenzeit wurden Lebensmittel kontigentiert), bei denen sie noch große Mengen für unsere Aktion einkaufen konnte. 1200 solcher Pakete wurden geschnürt und von Marreddy und den Ordensschwestern verteilt. Ein Paket enthielt 10 kg Reis, Linsen, Gewürze, Salz, Kokosnusspulver, 1 Liter Speiseöl und Hygieneartikel im Wert von 10 Euros. Die wurden dann im Slumgebiet von Nandyal und in den Dörfern rings um Nandyal verteilt. Die Dorfältesten suchten die ärmsten Familien aus und unter Polizeischutz wurden die Überlebenspakete verteilt. Das half den Familien einige Zeit über die Runden zu kommen. Ich habe Bilder von den Verteilungsaktionen und von der aktuellen Not in Rundmails an unsere Spender versandt, von denen ich Mailadressen hatte. Dabei erfuhren wir eine große Solidarität und Hilfe, sodass wir die Aktionen in vielen Dörfern machen konnten.  

Ab Anfang Juni wurde das „Shutdown“ etwas gelockert und die Menschen können sich ihren Lebensunterhalt nun wieder selber verdienen. Aber das Virus breitet sich vehement aus, denn in Indien ist „Abstand halten“ und das „häufige Hände waschen“ nicht möglich. Es gibt in den Häusern kein fließendes Wasser und der Brunnen ist oft weit weg. Die Schulen sollen offiziell erst in der zweiten Septemberwoche wieder geöffnet werden. Auch wir mussten leider unsere Schüler zu Beginn des „Shutdown“ entlassen, obwohl sie in unseren Schulen sicherer gewesen wären.

Da in Indien das Gesundheitswesen schlecht aufgestellt ist und nur wenige Intensivbetten zur Verfügung stehen, wird die Zahl der Corona-Toten sehr hoch werden. Marreddy teilte uns mit, dass es in der Stadt Nandyal und in den Dörfern um unsere Einrichtungen herum schon viele coronainfizierte Patienten gibt.

Laut den neuesten Zahlen aus dem Internet gibt es in Indien Ende Juni 2020 innerhalb 24 Stunden 35 000 Neuansteckungen und die Zahl der Infizierten liegt bei über drei Millionen. Allerdings dürfte wegen der geringen Testkapazitäten die Dunkelziffer sehr hoch sein. Indien steht mit der Zahl der Infizierten und der coronabedingten Todesfällen (26 000) nach USA und Brasilien an dritter Stelle in der Welt. Corona hat vor allem den Ärmsten der Armen jegliche Lebensperspektive zerstört.

Während die Aufmerksamkeit der Welt sich auf Europa, die USA und Südamerika konzentriert hat, bahnt sich in Südasien eine humanitäre Katastrophe an. Nicht nur in den großen Millionenstädten breitet sich der Erreger aus, sondern auch in kleinen Städten und in ländlichen Gebieten. 

Wir hoffen, dass bald ein Impfstoff oder ein Medikament zur Verfügung steht und in so großer Menge produziert werden kann, dass auch Menschen in Asien, Lateinamerika und Afrika damit versorgt werden können.

Nun ist offiziell, dass am 5. September in Andhra Pradesh alle Schulen wieder ihren Betrieb aufnehmen. Wir hoffen, dass keines der zurückkehrenden Kinder den Virus in unseren Einrichtungen einschleust.

Die diesjährige Reise im November nach Indien wird mit Sicherheit nicht möglich sein und ich muss die an der Reise Interessierten auf das nächste Jahr vertrösten.

***Update: Bis Anfang Januar haben sich in Indien mehr als 10 Millionen Menschen mit Corona infiziert. Knapp 150.000 Menschen sind seit Beginn der Pandemie an dem Virus gestorben. Täglich stecken sich 45.000 Menschen neu an. Die Dunkelziffer wird jedoch viel höher geschätzt, da es nicht viele Testmöglichkeiten gibt***

Corona Hilfe in Bildern - 1. Verteilaktion

Ein Update aus unseren Einrichtungen

Bauarbeiten des neuen Gebäudes in Gopavaram beginnen

Vor 28 Jahren haben wir mit unserer Schule für geistig Behinderte begonnen. Die Kinder von damals sind in der Zwischenzeit erwachsen. Guten Gewissens können wir sie nicht nach Hause schicken. Oft sind die Eltern schon verstorben oder sind mit der Betreuung absolut überfordert. So planen wir ein Zentrum, in dem 100 geistig behinderte Erwachsene eine Bleibe finden. Hier werden sie in kleinen Gruppen mit einem Betreuer zusammen wohnen können und wir werden unsere Behindertenwerkstatt so ausbauen, dass jeder, der zu arbeiten in der Lage ist, hier einen Platz finden kann.

Der Bau und Die eröffnung des ersten teils in Bildern

Deutsch Indische Zusammenarbeit

Zusammenarbeit von deutschen und indischen Ordensgemeinschaften

Wir versuchen gerade eine Zusammenarbeit zu forcieren. Dabei bin ich (Fritz Hägele) in Verbindung mit der St. Anna-Stiftung Ellwangen/Bad Cannstatt. Diese Stiftung leitet ein Krankenhaus und ein Altenheim in Stuttgart/Bad Cannstatt und weitere drei Altenheime in und um Ellwangen (Ostalbkreis in BW). Im Herbst 2020 werden insgesamt acht indische Ordensschwestern nach Deutschland kommen. Es sind ausgebildete Krankenschwestern, die an beiden Orten in den Alten­heimen der deutschen St. Anna-Stiftung arbeiten werden und zwar vier St. Ann-Sisters (Provinz Hyderabad/Guntur) in Bad Cannstatt und vier JMJ Sisters in Ellwangen. Für beide Seiten wird das eine Win-win-Situation. Hier bleibt der „spirituelle Geist“ erhalten, wenn deutsche Schwestern überall abgezogen werden müssen, weil deutsche Ordensgemeinschaften keinen Nachwuchs mehr haben. Auch der akute Pflegenotstand wird damit gelindert. Die Schwestern be­kom­men ein reguläres Gehalt. Nach Abzug für Unterkunft, Verpflegung und Taschengeld bleibt dem indischen Orden Geld, mit dem er seine eigenen Projekte in Indien finan­zieren kann.

Die für diesen Einsatz in Deutschland ausgewählten Schwestern (sie konnten sich für diese Aufgabe freiwillig melden) machen bereits einen einjährigen Sprachkurs (B2) im Goethe-Institut in Poona, um danach von der deutschen Botschaft in Chennai (früher Madras) ein Arbeitsvisum für Deutschland zu erhalten.

Drei St. Ann-Sisters arbeiten bereits als Alten­pflegerinnen in einem Altenheim in Hersel bei Bonn. Einen weiteren Konvent mit vier Schwestern dieses Ordens gibt es in Leimen bei Heidelberg. Da arbeitet eine Schwester als Pfarrsekre­tärin, eine im Kindergarten, eine als Nach­­­bar­schafts­helferin und eine wei­te­re im sozialen Bereich. Außerdem sind einige Schwes­tern in der Diözese Tortona (zwischen Mailand und Genua) im Einsatz.

Wir sind noch mit weiteren Diözesen Deutschlands in Verbindung, um auch dort Ähnliches aufzubauen.

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